Dies ist mein erster MUT : BRIEF, gleichzeitig endet die Reihe mit diesem. Zuspruch wird es aber weiterhin geben: Die SOMMER : KIRCHE, die am 28. Juni mit Präsenzgottesdiensten in Poll und Deutz startet, wird es jeweils auch "to go" geben. Zum Abholen an den Türen von Kirche und Kapelle, aber auch zum Bestellen HIER.
Ich habe lange überlegt, was ich - wenn es an mir ist - als Mutbrief schreiben könnte. Ob ich von meiner Mutlosigkeit und Sorge schreibe, die sich mir in dieser Zeit immer wieder aufdrängten? Ob ich zur Zuversicht auffordere, was ich gerade mit Blick auf die Sommerferien den Jugendlichen und Eltern gegenüber nicht müde wurde? Ob ich über Mut generell nachdenke...
Dass es jetzt der letzte sein wird, soll mir meinen Weg vorzeichnen. Ich habe mir die 12 MUT:BRIEFE zum Anlass genommen und ein bisschen die letzten drei Monate Revue passieren lassen.
Die Krise hat mich schwer getroffen. Der Lockdown erwischte mich buchstäblich auf dem Weg zur Jugendleiter-Schulung. Ein Ausbildungswochenende für Nachwuchs-Teamer*innen, bei dem unsere "PollDeutzkies" sowohl als Teilnehmende als auch als Referentinnen dabei sein sollten. Ein kleiner Schock und eine erste Ahnung, was noch auf uns zukommen würde. Stillstand! Luft anhalten! Warten!
Mein "Job", ja meine Berufung ist es, Gemeinschaft zu stiften, diese erlebbar zu machen und dazu anzu"feuern" diese auch aktiv mit zu gestalten. Darin bin ich gut, darin finde ich meine Erfüllung. Das alles wurde jäh gestört, unterbrochen, unterbunden.
Innehalten! Entschleunigung! Den Moment nehmen und sich auf sich selbst einlassen. Bei sich sein. Den Glauben nicht verlieren, die Hoffnung behalten, dankbar sein für kleine Momente und Gesten...
Der Versuch, die quirlige Ukulele-Gruppe irgendwie online zusammen zu halten: Eine Geste! Um den Jugendlichen zu zeigen, das sie wichtig sind. Und für mich: eine Geste, die Hoffnung nicht fahren zu lassen. Mit den Jugendlichen startete ich einen digitale Freitags"Keller". Diese Online-Treffs wurden dankbar angenommen. Für einige Jugendteamer*innen eine längst bekannte "Lebenswelt", war es für mich und einige andere ein neuer digitaler Weg, an der Gemeinschaft - und am Freitag - fest zu halten. Spannend. Aber analog gibt mir mehr.
Home office. Zu Hause, bei mir sein. Wenn ich aus meinem Fenster gucke und den prächtig grünenden Baum (s.o.) im Wind sehe, komme ich innerlich zur Ruhe. Manchmal. Dann rühren mich auch die Fragen, was ich brauche, was ich habe und was es mir bringt, was es mit mir macht. Ich brauche die Gemeinschaft, fühlbar, nahbar, erlebbar und: analog. Ich brauche den Glauben daran! Das Festhalten an den Planungen - selbst in dem Wissen, dass wir die Enttäuschung mit einkalkulieren müssen: Das ist mir die nährende Hoffnung auf Begegnung und Gemeinschaft.
Die Sommerfreizeit - mein jährliches Highlight - in Italien konnten wir nicht halten. Alle freuten sich darauf! Aber das Jugendteam hatte den Mut, auf einen Plan B, ein Zelt-Camp in der Eifel, zu setzen und sich darauf vor zu bereiten. Auch darauf freuten sich alle! Am Ende war auch dieses nicht umsetzbar. Jetzt bereiten wir trotzig - auch für die teamendenden Jugendlichen - kleine tägliche Events in Poll. Und wir freuen uns darauf! Es ist ein ständiges Anlauf nehmen und dann wieder Innehalten. Es gibt viel bunte Inspiration, Anstöße, Ideen! Aber inzwischen halte ich immer auch skeptisch Ausschau danach, was wirklich möglich ist. Ich suche Zuversicht! Ich will Zuversicht vermitteln! Ich fürchte Enttäuschung, vergebene Mühe. Lohnt es, sich auf diesen Weg einzuschlagen? Soll ich den Mut dazu aufbringen? Ist die Ungewissheit nun mein ständiger Wegbegleiter?
In dieser Brief-Reihe gab es viele Impulse, Gedanken und Ideen im Umgang mit Mut unter dem Eindruck der Pandemie-Krise. Innezuhalten und in sich kehren, ja aus sich heraus zu schöpfen. Auf Gott zu vertrauen, zu glauben und die Hoffnung nicht fahren zu lassen. In und durch kleine Gesten Dankbarkeit zu finden und trotz Sorge und Angst sich nicht entmutigen zu lassen. Neues, Gutes zu entdecken - in anderen und in sich. Auch: in Bescheidenheit einfach da zu sein, sich Fragen zu stellen - was wir brauchen, was wir haben und wohin wir uns entwickeln. Die Situation anzunehmen und zu tun, was man tun kann. Zu wertschätzen, was wir haben, was wir können und dabei die Hoffnung und Zuversicht zu behalten. Zu sehen, wie wir kreativ das Beste aus der Situation schöpfen, dass wir vor bunten Ideen sprudeln und Neues schaffen, und dass wir Gottbehütet sind. Aber auch, die Schwächen anzunehmen, Nöte und Ängste anzuerkennen, nicht alleine zu lassen, Zuspruch zu geben. Hinter allem steht womöglich Gottes Plan unser "Vertrauen zu wagen" auf die Probe zu stellen.
Bisher konnten wir uns meist auf unsere Pläne, Routinen, Abläufe und unsere Erfahrung stützen. Mit der Krise, deren Ausgang und Auswirkungen wohl noch lange unklar sein wird, haben wir ständig neue - gefühlt neue? - Wege zu beschreiten, Wagnisse einzugehen. Und wir bestimmen wahrscheinlich öfter nicht mehr mit, ob wir diesen Wagemut aufbringen wollen! Am Ende - oder am Anfang? - ist nichts mehr so richtig sicher. Außer der Unsicherheit. Wir werden öfter Mut brauchen. Oder den Mut anderer. Nehmen wir unseren ganzen Mut zusammen! Es gibt Herausforderungen zu bewältigen!
Antwort gerne an Harald Riedel - Jugendleiter der "PollDeutzkies"
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