02/07/2024 0 Kommentare
MUT : BRIEF #09 "Ermutigt und dankbar"
MUT : BRIEF #09 "Ermutigt und dankbar"
# SEELSORGE : ANDERS

MUT : BRIEF #09 "Ermutigt und dankbar"
"Was ermutigt mich in diesen Zeiten", Gedanken zum Thema aus dem Gemeindebüro vom neuen Gemeindesekretär Ingo Sander-Zurmühlen
Ein Abonnement der Reihe ist HIER möglich. Alle bisherigen Briefe sind auf der Seite "GEMEINDE : MENSCHEN" nachzulesen.
Der Brief vom 20. Mai 2020:
Seit Mitte Januar 2020 arbeite ich nun im Gemeindebüro der Evangelischen Kirchengemeinde Deutz/Poll. Ich wurde hier von einem engagierten Team sehr gut aufgenommen und fühle mich wohl an meinem neuen Arbeitsplatz. Insbesondere liegt mir der persönliche Kontakt zu den Menschen am Herzen. Nun ist dies momentan leider nur eingeschränkt möglich. Beruflich wie privat ist es eine Herausforderung, unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen durch Corona die besten Möglichkeiten zu finden, um in Kontakt zu bleiben. Wie pflege ich ein gutes Miteinander? Wie kann ich für den andern da sein, auch wenn ich sie/ihn nicht treffen oder besuchen kann.
Ich finde es ganz toll zu sehen, mit wie viel Kreativität das Team unserer Gemeinde und die Menschen aus dem Umfeld ans Werk gehen. Es entsteht ganz viel Neues und Bewährtes wird weiter ausgebaut: Gottesdienste im Internet, Gedanken zum Abpflücken an der Kirche, telefonischer Besuchsdienst, Beiträge auf der Website, Hilfsangebote wie Einkaufs- und Bringdienste und vieles mehr. Auch dank der technischen Möglichkeiten, die sich uns heute bieten und zuallererst natürlich Dank des persönlichen Einsatzes und der Solidarität aller Beteiligten.
Die Überschrift dieses Briefs lautet „Mutbrief“ und während des Schreibens habe ich mich gefragt, was bedeutet das eigentlich für mich: „Mut“ im Kontext Coronavirus? Was ermutigt mich in dieser Zeit. Dabei habe ich gemerkt, dass das, was mir Mut macht auch das ist, für was ich dankbar bin.
Natürlich ermutigt mich, dass das Virus im Moment soweit gebändigt scheint, dass zumindest wieder schrittweise die Maßnahmen gelockert werden können. Dankbar bin ich, dass ich in so einem reichen Land lebe, mit all seinen Absicherungen und dass Deutschland bisher vergleichsweise glimpflich davongekommen ist.
Es ermutigt mich und ich bin dankbar, dass es meiner Familie und meinen Freunden gut geht. Ich kann vor die Tür gehen, die Sonne genießen, den Vögeln zuhören und vom Rheinboulevard den Blick auf unsere schöne Stadt genießen. Ich kann mit meiner Mutter auf Abstand im Garten sitzen und Kuchen essen, auch wenn es schmerzt, dass eine Berührung oder Umarmung momentan eben nicht möglich ist. Ich gehe mit einem lieben Freund auf Abstand durch die im Moment zeitweise viel stillere Stadt, wir erkunden unbekannte Ecken und essen Eis. Mein Mann und ich führen viele gute Gespräche bei einem Glas Wein und einem leckeren Essen auf der Terrasse und haben momentan auch mehr gemeinsame Zeit für uns. Ich sehe die Nachbarn mit ihren Kindern im Hof spielen, natürlich mit Abstand und Absprache, wer wann den Hof nutzen kann. Alle geben ihr Bestes und von vielen habe ich auch schon gehört, dass sie trotz der Mehrfachbelastung durch Homeoffice/Kinderbetreuung/Haushalt und aller Sorgen das Mehr an gemeinsam verbrachter Zeit auch sehr genießen.
Dadurch, dass viele Dinge momentan (noch) nicht möglich sind, gibt es für mich weniger zu planen und im Tag unterzubringen. Kino, Konzert, Sportkurs…, vieles was mir Spaß macht, geht momentan nicht. Aber dadurch entsteht auch Spontaneität und ich kann meinem Gefühl besser folgen, was gerade dran und gut für mich ist. Irgendwie fällt es mir momentan leichter, im Hier und Jetzt zu sein. Davon möchte ich für die Zeit „danach“ auch etwas mitnehmen.
Manche rollen ja mit den Augen beim Stichwort „Krise als Chance“, da doch auch so viel Leid und Unglück entsteht durch Corona, so dass man auf die Chancen wohl gern verzichten würde, wenn das Virus nur endlich verschwände. Aber das tut es nicht, jedenfalls nicht so schnell. Mir ist es daher wichtig, mich auf die guten Dinge zu konzentrieren, eben die, für die ich dankbar bin und die mich ermutigen. Und oft sind es die sogenannten kleinen Dinge, einfach ein Lächeln oder ein liebes Wort und Anteilnahme, so dass wir uns -trotz Abstand halten- weiterhin miteinander verbunden fühlen.
Meine liebe Oma, die durch zwei Weltkriege und Vertreibung sehr schlimme Dinge erlebt hat, hatte über Ihrem Bett ein Bild hängen, mit Worten, die ihr in schweren Zeiten immer geholfen haben. Ich habe es bis heute aufbewahrt und darauf ist folgendes zu lesen:
Immer wenn Du meinst,
es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo
ein Lichtlein her,
dass Du es noch einmal wieder zwingst
und von Sonnenschein
und Freude singst
leichter trägst des Alltags harte Last
und wieder Kraft und
Mut und Glauben hast.
Möge Gott uns alle behüten und wir gut und gesund durch diese Zeit kommen und immer wieder neuen Mut finden.
Ihr Ingo Sander-Zurmühlen
(Antwort möglich an Ingo Sander-Zurmühlen)
Kommentare